Die Geschichte
der ameri­kanischen
Holz­rahmen­bauweise

 

Stil und Bauweise des typisch amerikanischen
Hauses sind das Ergebnis einer 400-jährigen Entwicklung

Die ersten Siedler kamen aus England, Irland, Schottland und dem deutschsprachigen Raum. Sie brachten die Bautechnik Europas in die neue Heimat: den guten alten Fachwerkbau.

Wie langlebig Fachwerkhäuser sind, zeigen Ihnen die wunderschönen Kerne mittelalterlicher Städte. Das amerikanische Holzhaus ist eine pfiffige Weiterentwicklung des europäischen Fachwerkbaus.

Das Material

Holz war im Amerika der Siedler ein Baustoff, an dem es keinen Mangel gab. So entstanden Häuser aus Holz, gedeckt mit hölzernen Schindeln, vor der Kälte der Winter und der Hitze der Sommer geschützt durch hölzerne Fassaden.Man ging nach dem Prinzip der alten Heimat vor: Die über kreuz gesetzten Holzständer hielten das Dach. Um aus den Ständern Wände zu machen, die Wind und Regen fern hielten, wurden im europäischen Fachwerkbau die Hohlräume zwischen den Holzständern mit Stroh, Lehm, Sand oder Steinen ausgefacht, was immer für Material zur Verfügung stand. In Amerika hingegen wurden die Ständer außen mit überlappenden Brettern verschalt: die Holzfassade war erfunden. Das baute sich schneller ­ und hielt länger.

Der Fortschritt

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden großformatige Bauplatten erfunden: die Vorgänger der Sperrholz- und OSB-Platten von heute. Der Einsatz dieser Platten führte von der Holzständer- zur Holzrahmenbauweise. Diese Erfindung ermöglichte es, die Lasten des Daches nicht mehr über das Skelett des Hauses abzuleiten. Nun konnte man das Gewicht auf die komplette Wand verteilen, was größere Freiheit beim Entwurf gab.

Der Stil

Die Siedler der Neuen Welt waren voller Enthusiasmus. Sie wollten eine bessere Welt erschaffen und in einer Gemeinschaft der Chancengleichheit leben. Jeder sollte nach seiner Leistung und nicht nach seiner Herkunft beurteilt wurde. Die republikanischen Ideen Europas wurden auf der anderen Seite des Atlantik umgesetzt.

Thomas Jefferson, dritter Präsident der USA und später Architekt, orientierte sich bei seinen Häusern an den politischen und architektonischen Vorgaben der römischen Republik. Seine Häuser im sogenannten Kolonialstil prägen die US-Architektur ­ bis zum heutigen Tag.

Das Wissen

In den Jahren der Siedler mußte jeder Mann mit anpacken - Hausbau war eine Gemeinschaftsaufgabe. Das technische Wissen mußte deshalb allen zugänglich gemacht werden.

Ganz anders in Europa: Dort achteten die Handwerkszünfte streng darauf, dass die jeweiligen Techniken geheim blieben. In Amerika hingegen wurden schon im 17. Jahrhundert die ersten Planbücher und Bauanleitungen veröffentlicht. Heute sind ca. 10.000 dieser amerikanischen Pläne für relativ wenig Geld erhältlich.

BostonHaus-Pläne

BostonHaus-Entwürfe sind meist Anpassungen amerikanischer Architektur-Ideen an deutsche Gepflogenheiten. In deutschen Kinderzimmern wünschen sich die Eltern Platz zum Spielen und für die Schularbeiten, während in deutsche Elternschlafzimmer nur ein Bett und zwei stumme Diener passen müssen. In den USA ist es andersherum: Das Elternschlafzimmer dient auch als Aufenthaltsraum tagsüber. Hier sollte Platz für eine Couch, einen Tisch sein. Amerikanische Kinder nutzen ihre Zimmer nur zum Schlafen. Gespielt und gearbeitet wird in der großen Wohnküche.

Wir kennen und respektieren die kulturellen Unterschiede. Unsere Aufgabe ist es, den Baufamilien ein Zuhause zu realisieren, in dem sie sich in lichter und luftiger Leichtigkeit eingeladen fühlen ein aktives Miteinander zu leben.

Das amerika­nische Haus heute

Die Entwürfe aus 200 Jahre alten Planbücher wirken heute natürlich völlig antiquiert: kleine Fenster, kein Bad, oft nicht mehr als zwei Räume. Einer für offizielle Gäste und ein Gemeinschaftszimmer, in dem gekocht, gelebt, geschlafen wurde.

Der technische Fortschritt hat die architektonischen Gepflogenheiten über den Haufen geworfen. Heute sieht der amerikanische Standard etwa so aus: Das junge Paar baut ein kleines Haus, an das angebaut wird, sobald Nachwuchs weiteren Platz beansprucht. Ein gutes US-Mittelklassehaus hat folgende Räume bzw. Bereiche:

  • Ein kleines Empfangszimmer in der Nähe des Eingangs oder direkter Zugang zum living room. In das Empfangszimmer werden Besucher geführt, die nicht zur Familie oder zum engen Freundeskreis gehören.

  • Ein großer familiärer Wohnbereich (family room) mit Kamin und einer oder mehreren Couchen. In der Regel verfügt der family room über eine offene Küche samt Eßtisch für den täglichen Bedarf. Dies ist das Herz des Hauses.

  • Ein Medienzimmer (media room). Hier stehen der große Fernseher und der Videoplayer für ungestörtes Fernsehen.

  • Ein Eßzimmer (dining) für die große Tafel mit Gästen.

  • Das Elternschlafzimmer (master bedroom) liegt häufig im Erdgeschoß. Es verfügt über ein eigenes Bad und mehrere Einbauschränke. Oft gibt es eine kleine Sitzecke für zwei Personen oder Platz für eine Lese- oder Schreibecke. Das amerikanische Elternschlafzimmer stellt damit auch für die Wachzeit einen Rückzugsbereich vor dem Familientrubel dar.

  • Gäste-WC (powder room). Wäscheraum (laundry).

  • Der Wäscheraum hat eine Tür nach außen bzw. zur Garage und einen Einbauschrank mit Platz für Waschmaschine und Trockner.

  • Eine überdachte Terrasse (porch), oft mit Fliegengitter geschützt (screened porch) und eine offene Terrasse (deck).

  • Im Obergeschoß liegen alle Kinderschlafzimmer mit Einbauschränken.


Maximal zwei Zimmer teilen sich ein Bad. Der Zugang zwischen Schlafzimmer und Bad verläuft bevorzugt direkt, also nicht über einen Flur. Die Kinderschlafzimmer sind meist nicht größer als 12 qm. Sie werden nur zum Schlafen genutzt, gespielt wird im family room.